Deutlich sichtbar endet hier die Mommniederung. Als blickte man von einem Boot auf eine Uferpromenade, liegen in einem großen Bogen aufgereiht eine Reihe von Bauernhöfen. Es handelt sich um ein ehemaliges Rheinufer.
Bevor Deiche und Buhnen den Fluss in ein festes Bett gezwungen haben, änderte der Fluss immer wieder seinen Lauf, meist aufgrund eines Hochwassers oder weil Eisschollen den alten Flusslauf verstopften. So gab es hier früher wahrscheinlich zwei Rheinschlingen, die eine entlang der Mommniederung, die andere zwischen Ossenberg und Borth hindurch auf der linken Rheinseite. Götterswickerhamm, Löhnen und Mehrum lagen also damals linksrheinisch, Wallach und Borth rechtsrheinisch.
Etwa um das Jahr 1270 muss es dann eine große Hochwasserkatastrophe gegeben haben, bei der der Fluss sich zwischen Mehrum und Rheinberg ein neues Bett grub.

Ungefähr 400 Jahre lang blieb der alte Lauf als Altarm („Mehr“) erhalten, bis er dann im 18. Jahrhundert endgültig verlandete. So ist die Entstehung der Mommniederung zu erklären.


Die fruchtbaren Böden des Schwemmlandes brachten schon sehr früh Menschen dazu, das Risiko häufiger Überschwemmungen auf sich zu nehmen und in diesem Auenland zu siedeln. Zuerst wurden die Gebäude auf künstlichen Erhöhungen errichtet, den Warften. Mit der Anlage von Hecken wurde die Bodenerosion durch Wasser und Wind eingedämmt. Dem Brennholzmangel in der waldarmen Gegend begegnete man durch die typischen Kopfbäume die, alle paar Jahre beschnitten, einen ordentlichen Holzertrag lieferten.


So ist durch die Vorarbeit des Flusses und das Wirken vieler Generationen von Menschen eine Landschaft entstanden, die auch heute noch den Landwirten gute Erträge liefert, die Heimat ist für zahlreiche seltene Pflanzen und Tiere (hier ist eine der größten Steinkauzpopulationen Deutschlands zu finden) und die immer wieder zahlreichen Menschen aus den Städten des Ruhrgebiets Gelegenheit zu Ruhe und Erholung bietet.
Zwischen 1989 und 2008 wurde unter der Mommniederung Steinkohle abgebaut. Bergsenkungen um bis zu 6 m waren die Folge. Langfristig wäre ein großer See entstanden. Um die Kulturlandschaft zu erhalten wird seitdem der Grundwasserspiegel künstlich abgesenkt und das Wasser ständig über den Deich in den Rhein gepumpt – auch eine der Ewigkeitslasten des Bergbaus.