In mehreren Eingaben baten die Lutherischen von Spellen ab 1655 den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620 – 1688) um das Recht der freien Religionsausübung. Dieser erlaubte schließlich – der dauernden Eingaben müde – im Jahr 1684 die Gründung einer eigenständigen Kirchengemeinde in Spellen u.a. mit dem Anrecht der Errichtung einer Kirche. Die Gründung der Lutherischen Gemeinde feierte man im November 1684 mit einem festlichen Gottesdienst auf der Biltjes Kate.

Biltjes Kate (2011)
Hier fand am 30. Nov. 1664 der 1. evangelische Gottesdienst in Spellen statt.

1696 konnte die lutherische Gemeinde, auch die Blauen genannt, ihre eigene Kirche, noch ohne Kirchturm, einweihen. In Dankbarkeit ihrem Gönner und Unterstützer gegenüber (dem Großen Kurfürsten) nannte sie ihre Kirche „Friedrich-Wilhelm-Kirche“. Diese einschiffige Kirche hat – mit Ausnahme des Kirchturms – ihre ursprüngliche Form bis heute erhalten und ist eines der ältesten Gebäude der Stadt Voerde. Sie hatte den Haupteingang zur heutigen Friedrich-Wilhelm-Straße und einen Nebeneingang zur heutigen Elisabethstraße. Die Umrisse beider Eingänge sind noch heute im Außengemäuer zu sehen. Ursprünglich wies die Kirche 12 Fenster auf (heute 10). Im Inneren befanden sich u.a. eine Kanzel (heute im Gemeindehaus) und ein Opferstock, der noch in der Kirche steht. Der steinerne Altar, das Taufbecken, der Kerzenleuchter sowie die Kirchenbänke wurden bei einer späteren Renovierung entfernt bzw. erneuert. Ihre erste Orgel erhielt die Kirche 1796. 1820 fand die erste Glocke der Kirche „Magdalene“ Platz in einem Dachreiter.

Die Evangelische Kirche 1945

1880 erhielt die Kirche einen Backsteinturm, aber noch ohne Glockenturm. Dieser wurde mit drei Glocken 1886/87 aufgesetzt. Auf die Spitze des Glockenturms setzte man einen Schwan, der auf eine Legende des Reformators Johannes Hus (Hus = Gans) zurückgeht. Dieser soll (bei seiner Verbrennung als Ketzer) 1415 geschrien haben: „Sie werden jetzt eine Gans braten, aber hundert Jahre später werden sie einen Schwan singen hören!“ 1917 musste die Gemeinde zwei Glocken abgeben. 1924 wurden sie ersetzt durch „Concordia“ und „Jubilate“. Die Sabbath-Glocke ersetzte man ebenfalls. Sie steht heute als Denkmal auf dem ev. Friedhof und ist neben Ausstattungsdetails, wie Holzsäule der ehemalige Empore (1796) ursprüngliche Kanzel (1696) und Opferstock (18. Jh.) am 18.09.1997 in die Denkmalliste der Stadt Voerde eingetragen und die Pfarrkirche selbst am 08.07.1993. Die Geschichte der Kirche wurde von Pfarrer Spies festgehalten.

1945 wurde der Kirchturm stark beschädigt. Nachdem er notdürftig wieder hergerichtet worden war, konnten ab 1948 wieder regelmäßig Gottesdienste in der Kirche stattfinden. Auf die Reste des zerstörten Kirchturms setzte man 1951 einen provisorischen Glockenstuhl mit drei neuen Glocken (Sabbath-Glocke, Jubilate + Rogate).
1956 wurde der heutige Kirchturm mit Glockenstuhl errichtet. Mit dem Schwan auf der Spitze erhielt der Turm wieder sein Aussehen von 1887.