Dort, wo heute der Mommbach in einem großen Bogen zwi­schen Mehrum und Ork in den Rhein mündet, verlief im frühen Mittelalter der Hauptstrom des Rheins. Etwa um das Jahr 1000 herum hat, wahrscheinlich bei einem großen Hochwasser, der Rhein dieses alte Bett verlassen und fand einen neuen Verlauf vor den Toren der Stadt Rheinberg. Übrig blieb ein Altarm, durch den noch lange Zeit ein gewisser Teil des Rheinwassers floss. Die Strömung muss ausgereicht haben, um dort eine Müh­le zu betreiben. Die Lage an einem Nebenarm schützte gleich­zeitig vor den unberechenbaren Launen des großen Stromes.

Diese Mühle gab der Bau­ernschaft Möl­len den Na­men. Wo sie genau gestan­den hat, lässt sich heute nicht mit Si­cherheit sagen. Es muss etwa dort gewesen sein, wo sich der Durchlass und das Pump­werk für das Rückhaltebe­cken westlich vom Strand­haus Ahr befindet, aber deutlich weiter zum Rhein hin verscho­ben, der zu dieser Zeit noch nicht so viel vom Ufer abge­tragen hatte und daher weiter südwestlich verlief.

Zu der Mühle gibt es einige historisch belegte Hinweise. So pachtete Johann von der Kapellen im Jahr 1493 die Mühle auf sechs Jahre.

Vor 1495 war mit dieser Mühle noch eine Schleiferei verbun­den. Doch weil Vinseler, „der Meßmaker“ (Messerschmied), seine Steuern nicht bezahlte, pfändete der Rentmeister Doymen den Schleifstein und verkaufte ihn.

Am Tage nach Andreastag (1. Dezember) 1495 kam des Nachts ein „großer Sturm mit Regen und ein unverhofft übergroßes Ge­waltwasser“ und hat die Flutbühne zerbrochen, die nun mit den Schütten und einem Teil der Pfosten, worauf die Mühle stand, weggetrieben, wodurch die Mühle so sehr zerbrochen, dass sie „vollständig umgedrewen und gefallen ist“. Der Rentmeister des Landes Dinslaken, der für die Instandhaltung der staatlichen Ge­bäude zu sorgen hatte, bestellte daraufhin den Zimmermeister Johann Stoll, um Holz zu schlagen, daraus man Planken schnitt für die Flutbühne, für die Schütten und die Wände des Mühlen­hauses. Er musste auch die Pfähle für den Unterbau der Mühle behauen, anspitzen und einrammen, kurz alles machen, damit die Mühle wieder gängig wurde. 24 Tage hat der Meister daran arbeiten müssen. 500 Fuß Holz wurden von zwei Holz­schneidern zu Planken und Latten geschnitten. Zwei große An­ker mussten für die Mühle beschafft werden.

Nach diesem Bericht kann man sich in etwa vorstellen, wie die Mühle ausgesehen haben muss. Sie stand oder schwamm offen­sichtlich im Wasser, gehalten durch eingerammte Pfähle, und wurde möglicherweise mithilfe der Anker gegen die Strömung gesichert. „Schütten“ hießen kleine Wehre, mit denen der Was­serzufluss auf das Mühlrad reguliert werden konnte. Wahr­scheinlich gab es auch einen Steg oder einen Damm als Verbin­dung zum festen Land.

Interessant ist auch der Hinweis, dass es sich um staatliche Ge­bäude gehandelt hat. Hintergrund ist der so genannte Mühlen­zwang. Bis 1810 besaß der Landesherr, das war hier der Herzog von Kleve, das Mahlrecht, und die Domänenkammer in Dins­laken wachte darüber, dass die Bauern ihr Korn nur in der „zuständigen“ Mühle mahlen ließen. Sie waren Zwangsge­nossen für eine bestimmte Mühle. Man sprach auch vom Mühlenbann, und es gab har­te Strafen für alle, für den Bau­ern wie für den Mühlenpächt­er, wenn sie gegen das Gesetz verstießen. Als Ent­gelt für ihre Arbeit bekamen die Müller „das Mulster“. Sie durften 1/16 des Mahlguts für sich behalten.

Erst unter Napoleon wurde dieser Mühlenbann aufgehoben. Je­der konnte frei seine Mühle wählen. Darum wurden auch in den Jahren danach so viele neue Mühlen gebaut.

Über die weitere Geschichte der Mühle ist nur wenig bekannt. 1565, 2. März, wird die Fischerei in dem Bach, auch Schleusen­graben genannt, verpachtet und zwar „von der Balkenmühle den Bach hinab bis zur Schleuse in Mehrum“. Als 1612 die Fische­rei aufs Neue vergeben wurde, ist auch von der Balkenmühle die Rede.

Das ist die letzte Nachricht, die von der Mühle in Möllen über­kommen ist. Die starke Strömung des Rheins hat das Ufer Stück für Stück abgetragen, während gleichzeitig Schlick und Sand zu einer Verlandung des alten Rheinarms führte. Geblieben ist die Flurbezeichnung „Das Mühlenfeld“ für die Flächen zwischen der Frankfurter Straße und dem Rhein sowie der Name „Möll­manns Hof“ (Früher auch „An gen Möll“ oder „Muellmanns­hof“) für eine Hofstelle, auf der später das Strandhaus Ahr er­richtet wurde. Und natürlich der Name eines ganzen Stadtteils: Möllen.

(Zusammengestellt und ergänzt aus Texten von Walter Neuse – „Siedlungsgeschichte der Bauernschaft Möllen im Landkreis Dinslaken“ und Pater Dr. Ludger Horstkötter – von Hans Martin Seydel, 2020)