Die Planung der Köln Mindener Eisenbahngesellschaft für den Bau einer Eisenbahnlinie von dem Seehafen Amsterdam ins Ruhrgebiet und bis zur alten Handelsmetropole Köln reichen bis in das Jahr 1832 zurück, doch nach etlichen Schwierigkeiten, der preußische Staat lehnte den Anschluss an das Niederländische Breitspurnetz ab, wurde die Strecke von Arnheim nach Köln erst im Jahre 1856 offiziell in Betrieb genommen. So lag auch das Land am Voerder Rheinbogen auf ihrer Strecke. Aber der Bau der Eisenbahn brachte den Voerdern erst einmal keinen Vorteil und daran waren sie nicht ganz unschuldig. Sie verkannten die Bedeutung dieses neuen Verkehrsmittels und verlangten zu hohe Preise für ihre Grundstücke, darüber hinaus lehnte die Bürgermeisterei eine Haltestelle in Voerde ab. So verlegte die Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft die Strecke auf das unbebaute und preisgünstig angebotene Gelände der ehemaligen Allmende.
Als dann am 18. Oktober 1856 die neue Bahnstrecke zwischen Arnheim und Oberhausen feierlich eingeweiht wurde, überall auf den festlich geschmückten Bahnhöfen jubelnde Menschen und Musikkapellen den Sonderzug begrüßten, wollte der Voerder Bürgermeister von der Mark doch nicht abseits stehen. In der Hoffnung den Zug doch noch zum Halten zu bringen und zur Mitfahrt eingeladen zu werden, hatte er alle Ratsmitglieder, Ortsvorsteher und zahlreiche Honoratioren eingeladen, in Holthausen an die Bahnstrecke zu kommen. Für einen stürmischen Empfang hatte er selbst „Böller und Pulver“ besorgt, Fahnen sollten die Gäste mitbringen. Wenn auch alle eifrig Fahnen, Zylinder und Taschentücher schwenkten, beeindruckte das keineswegs die Feiernden im Sonderzug. „Zug fuhr durch“. Mit diesem kurzen Vermerk schloss der Bürgermeister die Akte.
Es dauerte noch 15 Jahre, aber dann kamen die Voerder Bürger doch zu der Einsicht, dass sie sich nicht der neuen Zeit verschließen durften. Nach Verhandlungen mit der Eisenbahngesellschaft erhielten sie eine Haltestelle mit einem hölzernen Bahnhofsgebäude, das sie aus eigener Tasche zahlen mussten, ebenso den „Billeteur“, den Fahrkartenverkäufer. Dafür waren sie dann seit dem 15. Mai 1873 mit einem Zugpaar „an die Welt“ angeschlossen. Im Laufe der Zeit kamen weitere Zugpaare hinzu, ebenso die Güterabfertigung und nach 1900 ein erstes Bahnhofsgebäude. Aus der Personenhaltestelle Voerde war nun der Bahnhof Voerde/Niederrhein geworden.Aber es gab noch einen etwas älteren Bahnhof, nämlich den in Friedrichsfeld, der vermutlich im Zusammenhang mit dem Truppenübungsplatz eingerichtet worden war.
Es blieb nicht bei der einen Strecke. Eine weitere wurde 1908 von Oberhausen über Hamborn, Wesel, Spellen nach Wesel gebaut und vier Jahre später sowohl für den Personen- wie für den Güterverkehr eingeweiht. Damals gab es nicht genug deutsche Arbeitskräfte, so dass weitgehend Italiener, Polen und Kroaten beschäftigt wurden. Diese Bahnlinie fand keineswegs ungeteilten Zuspruch in der Bevölkerung. Zu den Leuten, die über die “Verschandelung” der schönen niederrheinischen Landschaft wetterten, gehörte auch der Arzt und Heimatdichter Dr. Schlichthaar. Dieser konnte allerdings nicht ahnen, dass der Bahndamm einmal einem großen Teil von Voerde gute Dienste erweisen würde. Als nämlich 1926 das “große Hochwasser“ kam, gab es in den Rheindörfern noch keinen Deich; also schickte der Rhein seine überflüssigen Wassermassen rücksichtslos über die Löhnener Weiden und Äcker bis zur Frankfurter Straße. Doch weiter ließ der Bahndamm das Hochwasser nicht kommen. Auch gerade den Pendlern brachte die im Volksmund „Hochbahn“ genannte Strecke Vorteile, denn die Eisenbahnstrecke hatte einen direkten Anschluss an die Thyssen´sche Werksbahn und für die in Voerde lebenden Hütten- und auch Bergarbeiter wurde an der Frankfurter Straße die Haltestelle Voerde-Löhnen eingerichtet. Zwei weitere Haltestellen waren in Möllen und Spellen. Am 24.03.1945 wurde die Brücke über den Kanal in Friedrichsfeld durch die deutsche Wehrmacht gesprengt und dadurch die Verbindung nach Wesel unterbrochen. Sie wurde auch nicht wieder hergestellt, wodurch diese Strecke an Bedeutung verlor. Am 26.05.1963 wurde der Personenverkehr auf dem Streckenabschnitt Walsum–Spellen endgültig eingestellt! Heute spielt die Bahnstrecke eine bedeutende Rolle für den Güterverkehr, bindet sie doch den Hafen Emmelsum ans Ruhrgebiet an und macht den Hafenstandort zu einem attraktiven trimodalen Standort.
Das Jahr 1963 war für die Strecke Oberhausen – Voerde – Wesel – Emmerich ebenfalls von Bedeutung, da in dieser Zeit die Strecke elektrifiziert wurde.