An dieser Stelle befand sich in den 1920er Jahren das „Volkshaus“ der Friedrichsfelder Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die Partei hatte eine Baracke des früheren Militärlagers erworben. Das Haus wurde nach Karl Liebknecht, einem der beiden Gründer der KPD, benannt.

Foto von 1927 mit Kindern im Barackenlager auf dem Platz vor dem Kasino

In Friedrichsfeld war die Ortsgruppe der KPD mit um die 100 Mitgliedern im Vergleich zu anderen ländlichen Gemeinden außergewöhnlich stark vertreten. Der Grund dafür lag in der Ansiedlung von rund 1000 Flüchtlingen aus Gebieten, die infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrages 1919 an Polen, Belgien und Frankreich abgegeben werden mussten. Hierzu hat Michael Dahlmanns einen Aufsatz verfasst, der in dem Buch „Alles eine Lüge“ veröffentlicht wurde.
Der Leiter der Ortsgruppe, Max Marohn, war über die Grenzen des Amtsbezirks bekannt und auch bei politischen Gegnern geachtet. Am Neujahrsmorgen 1933 wurde Marohn – er hatte gerade eine Silvesterfeier mit Freunden verlassen – kurz vor seiner Wohnung an der heutigen Spellener Straße erschossen. Der Schütze war ein Polizeimeister, der in Friedrichsfeld für seine rechte Gesinnung bekannt war.

Max Marohn mit Ehefrau und Kindern

Max Marohns Beerdigung wurde zu einer der größten Beerdigungen in der Voerder Geschichte. Vom Karl-Liebknecht-Haus bis zum Waldfriedhof sollen Menschen dicht an dicht am Straßenrand gestanden haben. Eine gerichtliche Untersuchung der Mordtat fand niemals statt, der Täter konnte seinen Polizeidienst ohne Beanstandung fortsetzen.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte zuallererst zur Verfolgung der Kommunisten. Am 6. Februar 1933 wurde das Karl-Liebknecht-Haus von der Polizei durchsucht und ‚staatsgefährdende‘ Flugblätter konfisziert. In den darauffolgenden Monaten wurden Anhänger der Kommunistischen Partei festgenommen und im Voerder Gefängnis verhört. Die NSDAP beschlagnahmte das Karl-Liebknecht-Haus. Spätestens im April 1933 galt die KPD-Ortsgruppe Friedrichsfeld als aufgelöst. Einzelne Mitglieder setzten den Widerstand gegen die Nationalsozialisten in der Illegalität fort. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das Gebäude im Zuge von Wohnungsbaumaßnahmen abgerissen.

Am 15.01.1996, dem 77. Todestag Karl Liebknechts, hatte die Friedensgruppe Voerde (1981-2001) einen Schaukasten aufgestellt. Er hat zu einem alternativen Weg in Voerde zu Stätten der Verfolgung und des Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus geführt.