Wie kommt ein heidnischer Grabstein in eine christliche Kirche?
Auf der Innenseite der mittelalterlichen Tabernakelnische im Altarraum von St. Peter findet sich die älteste schriftliche Urkunde in Voerde.
Es ist eine Steintafel mit der Aufschrift:
D(IIS) M(ANIS)
FLAVIAE
IUSTINAE
M(ARCUS) JULIUS
SIMILIS F(ACIENDUM) C(URAVIT)
Auf Deutsch: Den göttlichen Manen (den Totengeistern) der Flavia Justina hat Marcus Julius Similis diesen Stein errichten lassen
Wie kommt ein römischer Grabstein in eine katholische Kirche? Die Nähe zu Xanten könnte einen vermuten lassen, dass sich auch im alten Spellen schon Römer niedergelassen hätten und hier ihre letzte Ruhe fanden. Aber dem ist nicht so.
Als Mitte des 15. Jahrhunderts die Kirche im gotischen Stil neu erbaut wurde, benötigte man Baustoffe und bediente sich auch der Hinterlassenschaften der Römer. Praktischerweise aus Ruinen, die rheinaufwärts lagen, damit man sie mit dem Schiff bequem rheinabwärts transportieren konnte.
Schon um 1860 wurde eine römische Grabplatte aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n.Chr. in der Kirche gefunden, die als Fußbodenbelag im Turmbereich diente. Ihre Inschrift lautete: „Seiner Tochter Verania Superina, die 15 Jahre und 10 Tage gelebt hat, ließ Veranius, Stadtrat von Köln, dies Denkmal setzen.“ Dieser Stein kam in das Museum nach Wesel, ist aber seit den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs verschollen. Der Krieg hat auch St. Peter nicht verschont und als man sich 1948 an den Wiederaufbau der Kirche machte, wollte man die Tabernakelnische um ca. einen Meter nach rechts versetzen. Als man die Rückwand löste, erwies sich diese ebenfalls als ein ca. 58 x 58 cm großer römischer Grabstein.
Man kann also davon ausgehen, dass St. Peter im Mittelalter zum Teil mit Steinen eines römischen Friedhofs in der Nähe von Köln erbaut wurde.